Ein Monat in den Bergen - nach herrlichen Wanderungen im Pitztal und Kühe hüten bei Mary auf der Alm verbrachte ich auch ein paar Tage hier bei Franz im Auszeithaus. Bei jedem Besuch kann man sehen, wie Stück für Stück das Haus sein Gesicht verändert und Franz´ Handschrift sich langsam überall zeigt.
Motiviert, jetzt mal ordentlich mitzuhelfen und anzupacken, verbrachten wir den ersten Tag erstmal wartenderweise auf Markus mit seinem Kranwagen für's Holz. Der aber nicht kam. Na gut, dann halt Hauptraum entstauben und Fenster putzen. Man beachte den neuen Ausblick auf dem Foto. Mit dem Blumenstrauß im Fenster erreichte ich für Franz glaube ich die Grenze der zumutbaren Verschönerungsmaßnahmen. Trotzdem hab´ ich ihm dann noch still und heimlich einen Schnittlauch in die Steinmauer gepflanzt :-)
Am nächsten Tag haben wir ein frei hängendes Kellerregal für kühle Vorratshaltung zusammengezimmert, den Weg zum Keller gebaut, dabei sehr schwere Steine bewegt (auch die Sackkarre kam zum Einsatz, Gruß an Hannes), ich konnte Erfahrungen über Energieeffizienz, Schwerpunkt und Anböschen sammeln. Natürlich haben wir´s uns auch kulinarisch gut gehen lassen, weil wer viel arbeitet, muss schließlich gut essen, weiß man ja. Und dann, genau 5 min nachdem ich ins Dorf losgelaufen bin, um Brot für Kaaspressknödel zu besorgen, kam der lang erwartete Markus mit seinem Kranwagen, Peter packte mit an und ruck zuck war die komplette Fuhre bereits im Stadel auf dem Dachboden, als ich zurück kam (allerdings ohne Semmeln, die waren Samstag Abend 18 Uhr in ganz Wenns nicht mehr aufzutreiben, mit sowas kann man ja nicht rechnen, wenn man aus Hamburg kommt, Frau Regensburger konnte aber am nächsten Tag durch eine Tüte Semmeln die Knödelherstellung retten).
Tja, und dann dachte ich, am Sonntag kann es nun richtig losgehen mit dem Holz auf dem Dach, aber nein, der Franz hält sich strikt an seine sonntägliche Ruhepause. Der Tag, der grau und neblig begonnen hatte (=kein Wanderwetter), wurde dann Dank WLAN am Auszeithaus, massivem Milchkaffeekonsum und Marillenknödeln doch noch ganz schön. Man beachte übrigens das "Technik"-Tischchen in der zukünftigen Küche, dauernd sind hier alle Steckdosen belegt mit Ladekabeln, Telefonen, Laptops, und das bei nur 2 Personen), aber Franz hat vorausschauend natürlich schon jede Menge weitere Steckdosenplätze im Raum geplant.
Und am Montag, meinem letzten Tag, musste dann das Pensum der halben Woche geschafft werden, also 7 Uhr morgens zum Haus und 12 Stunden durchgearbeitet, unterbrochen nur von (dringend notwendigen) Essenspausen. Wir haben Holz umgestapelt, hochgestapelt, Boden ausgelegt, Arbeitsplatz vorbereitet, und dann am frühen Nachmittag endlich die erste Zange zugesägt und eingepasst, und danach hatte dann auch ich kapiert, wie der Franz sich das alles vorgestellt hat (so ein Praxisdurchgang ist doch immer hilfreicher als die reine Theorie) und ab da arbeiteten wir uns Zange um Zange (9 im Stadel, nochmal 9 im hinteren Dach) in schönster Teamarbeit voran, inklusive Sprüche klopfen und akrobatischer Balancier-Einlagen, und nachdem ich am Ende des Tages dann mit dem letzten schweren Balken auf der Schulter auf die wackelige Leiter geklettert war, gelüstete es mich doch tatsächlich nach einem kühlen Baustellen-Feierabendbier (eigentlich mag ich gar kein Bier), was Franz prompt beim Nachbarn organisierte.
Fazit des Tages: k.o., zufrieden, viel gelernt, sowohl praktisch als auch begrifflich (Dachsparren, Zange, Mausefalle, Kuhfuß...), es gab eine Schramme, zwei blaue Flecken und sich ankündigenden Muskelkater, aber auch das tolle Gefühl, auf die geschaffte Arbeit zu schauen und dem Auszeithaus ein klitzekleines Stück neues Aussehen gegeben zu haben. Ich freu mich auf die Veränderungen beim nächsten Besuch, auf neue Wanderungen im Pitztal (der Venet ist endlich fällig) und auf das dann eventuelle Vorhandensein eines guten (Koch)Messers.
Allerbeste Grüße, Dagmar
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